- sinotibetische Sprachen
- sinotibetische Sprachen,Sprachgruppe in Ost- und Südostasien (China, Tibet, Teile Hinterindiens). Sowohl die Zugehörigkeit der Sprachen dieses Raumes zu den sinotibetischen Sprachen als auch die engeren Verwandtschaftsverhältnisse untereinander sind umstritten. Die nachfolgende Gliederung der sinotibetischen Sprachen kann daher nur in ihren Grundzügen als gesichert gelten, obwohl auch dazu unterschiedliche Auffassungen vorliegen.Zur Sino-Tai-Gruppe gehören: 1) Chinesisch (chinesische Sprache und Schrift); 2) die Taisprachen: u. a. mit Thailändisch (thailändische Sprache), Shan (v. a. in Thailand, Birma, Laos und Yunnan), Laotisch, Dioi (Südwestchina) und Li (Insel Hainan, Südchina). Von der Forschung wird eine Urverwandtschaft zwischen den Taisprachen und dem Chinesischen überwiegend abgelehnt, wobei die Übereinstimmungen als alte Entlehnungen erklärt werden. - Ob gewisse morphologische und lexikographische Gegebenheiten des Vietnamesischen auf eine Verwandtschaft mit den Taisprachen zurückzuführen sind, ist fraglich, indessen sind starke Einflüsse des Chinesischen (Lehnwörter) und von austroasiatischen Sprachen, v. a. der Mon-Khmer-Sprachen, unbestreitbar; 3) die Sprachen der Miao und Yao (Südwestchina, Nordvietnam, Nord-Laos, Nordthailand).Zur tibetobirmanischen Gruppe gehören: 1) Tibetisch (tibetische Sprache) und eine Reihe von im Himalajagebiet verbreiteten Sprachen, z. B. Lepcha (Sikkim); 2) Birmanisch (birmanische Sprache und Literatur) und das (ausgestorbene) Pyu; 3) Lolosprachen (Sichuan, Yunnan), u. a. mit dem Lisu, mit dem vermutlich das (ausgestorbene) Tangutische näher verwandt ist; 4) Assamsprachen (u. a. Kachin und die Sprachen der Kuki-Chin-Völker).Gemeinsame Merkmale aller sinotibetischen Sprachen sind einsilbige Wortwurzeln, isolierende Struktur (isolierende Sprachen) sowie Worttöne (Tonsprachen). Weniger augenfällig sind Übereinstimmungen in Wortschatz und Syntax.S. N. Wolfenden: Outlines of Tibeto-Burman linguistic morphology (London 1929);K. Wulff: Chinesisch u. Thai (Kopenhagen 1934);K. Wulff: Über das Verhältnis des Malayo-Polynesischen zum Indochinesischen (ebd. 1942);P. K. Benedict: Languages and literatures in Indochina, in: The Far Eastern Quarterly, Bd. 6 (Menasha, Wis., 1946-47);J. Przyluski: Le Sino-Tibétain, in: Les langues du monde, hg. v. A. Meillet, 3 Tle. (Neuausg. Paris 1952, Nachdr. Genf 1981);R. Shafer: Introduction to Sino-Tibetan, 5 Tle. (ebd. 1966-74);A. Hale: Research on Tibeto-Burman languages (Berlin 1982);The major languages of East and South-East Asia, hg. v. B. Comrie (London 1990);R. J. LaPolla u. J. B. Lowe: Bibliography of the international conferences on sino-tibetan languages and linguistics I-XXV (Berkeley, Calif., 21994);J. A. Matisoff: Languages and dialects of Tibeto-Burman (ebd.1997).
Universal-Lexikon. 2012.